VERTREIBUNG AUS POMMERN



Daheim

    Maikäfer flieg
    der Vater ist im Krieg
    die Mutter ist im Pommernland
    Pommernland ist abgebrannt
    Maikäfer flieg...


Dieses uralte Kinderlied - es stammt übrigens aus dem dreißigjährigen Krieg - hätte auch in der Zeit meiner Geburt entstanden sein können.
Mein Vater stammte aus Pommern, meine Mutter aus Schlesien; beide lebten in Berlin. 1944 war mein Vater im Krieg, und meine Mutter wurde in Berlin-Charlottenburg ausgebombt. Sie flüchtete daraufhin zu meinem Großvater väterlicherseits nach Fischerkathen, einem kleinen Dorf an der Ostsee, wo dieser als pensionierter Pastor seinen Lebensabend verbringen wollte. Im Krankenhaus der Kreisstadt Treptow an der Rega erblickte ich dann im April 1944 das Licht der Welt, das sich immer mehr verfinsterte. 1945 erlebten mein Großvater, meine Mutter, meine ältere Schwester und ich dann das grausame Schicksal der Vertreibung.
Erst 1994, nach politischer Wende in Polen und Wiedervereinigung Deutschlands, besuchte ich das Land, an das ich natürlich keine Erinnerung haben konnte, und fand das Haus meines Großvaters mit der Inschrift "Daheim" auf dem Giebel unversehrt vor.

Zachodniopomorskie




Das alte Pommernland, bestehend aus Vorpommern westlich der Oder und Hinterpommern östlich der Oder, gibt es nicht mehr. Auch den Pommern als Landsmann gibt es nicht mehr. Vorpommern ist heute Bestandteil des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern, während aus Hinterpommern das polnische Zachodniopomorskie - Westpommern geworden ist. Die Mehrheit der (älteren) Bewohner Westpommerns ist genauso heimatvertrieben, wie die alten deutschen Pommern und stammt aus den polnischen Ostgebieten, die durch Stalin an Weißrussland und die Ukraine vergeben wurden. Diese Menschen haben aber von den wenigen zurückgebliebenen Deutschen alte pommersche Traditionen übernommen und mit den ihrigen vermischt, so dass Pommern hier doch noch weiterlebt.


Hier ein authentischer Erlebnisbericht meines Großvaters mütterlicherseits über die Flucht meiner Familie und mir aus Pommern:


























Flucht

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Hier die heutigen polnischen Namen der in dem Bericht erwähnten Orte:
(polnische Sonderzeichen können mit einem deutschen Browser natürlich nicht dargestellt werden, deshalb ist die Schreibweise nicht immer korrekt)

(1) Trzebiatow
(2) Pogorzelica
(3) Szczecin
(4) Dabie
(5) Kamien Pomorski
(6) Mrzezyno
(7) Kolobrzeg
(8) Konarzewo
(9) Ploty
(10) Karnice
(11) Paprotno
(12) Niechorze
(13) Gryfice
(14) Dziwnow
(15) Reclaw
(16) Troszyn
(17) Poznan
(18) Szczecin-Gumienice

Die Personen: Johann Mießner - mein Großvater mütterlicherseits, Gertrud - seine Frau, Wolfgang - sein Sohn, Greta - dessen Frau, Anneliese - meine Mutter, Siegfried - mein Vater, Helgard - meine Schwester (9 Jahre alt) - Horstel - ich (1 Jahr alt) - Bis auf meine Schwester und mich ist inzwischen niemand mehr am Leben.

Wer den langen Text nicht online lesen will, kann ihn sich auch als PDF herunterladen:      Vertreibung aus Pommern



Über Fischerkathen gibt es eine sehr informative Website: http//www.minkewitz-fischerkathen.de